Die Vereinshistorie
Opladener Turnverein
Etliche Bürriger und Küppersteger Bürger hatten sich dem 1882 gegründeten Opladener Turnverein angeschlossen. Sie besuchten dort trotz der nicht geringen Entfernung – Fahrräder gab es damals nur wenige – regelmäßig die Turnstunden und auch alle sonstigen Veranstaltungen des Vereins. Das war aber kein Wunder, denn die Turner kamen zwar überwiegend mit Begeisterung, aber die Bräuche waren bei den Söhnen von Turnvater Jahn auch streng: Die Mitglieder waren zum Besuch der Turnstunden verpflichtet, bei unentschuldigtem Fehlen wurden Strafgelder erhoben.
Grossfeuer in Opladen
Als 1886 ein Großfeuer in Opladen ausbricht, entschloss der Vorstand der Opladener Turner eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, in die jedes Mitglied beitreten muss. Diese Mitgliedschaft in der Opladener Freiwilligen Feuerwehr kam für die Bürriger Turner nicht in Betracht, war wegen der weiten Entfernung aber auch sinnlos, und somit erlosch ihre Mitgliedschaft im Opladener Turnverein.
Vereinsgründung
Unmittelbar nach der Gründung traten auch schon die ersten Anlaufschwierigkeiten auf: Es fehlten die finanziellen Mittel, um wenigstens die dringend erforderlichen Turngeräte anzuschaffen. Wenn man wartete, bis durch die Mitgliedsbeiträge genug angespart war, würde der Verein eingehen, ehe mit er seiner Arbeit so richtig begonnen hätte.
Aus diesem Dilemma half der Vereinswirt Wilhelm Boden, in dessen Gastwirtschaft bereits die Gründungsversammlung stattgefunden hatte: Er erklärte sich bereit, das Geld für den Kauf der Turngeräte vorzustrecken, und stellte seinen Saal als Trainingsstätte zur Verfügung.
Die Anschaffung der Turngeräte hatte zur Folge, das die Zahl der Mitglieder des Turnvereins Bürrig 1887 rasch anstieg.
Damit wuchs natürlich auch das Ansehen des Vereins im Dorf. Als nächstes ging man daran, eine einheitliche Sportkleidung für alle Turner anzuschaffen: grüne Trikots und weiße Hosen.
„Die finanziellen Schwierigkeiten, die sich besonders im Anfange geltend machten, überwanden die Mitglieder durch ihre freudige Opferbereitschaft für den Sport und einen vorbildlichen Kameradschaftsgeist“, heißt es in einem Bericht der Bergischen Post vom 3.Juli 1937, anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums des Vereins.
Spaltung
Natürlich wurde dadurch der Zusammenhalt innerhalb des Turn-Vereins Bürrig 1887 erheblich gestört.
Dieser Zustand dauerte jedoch nicht all zu lange an, denn der neue Verein ging schon bald nach seiner Gründung wieder ein.
Im Jahre 1906 entschlossen sich die Bürriger Turner, der Deutschen Turnerschaft beizutreten. Auch diesen Beschluss fasste man offensichtlich nicht einstimmig, denn wiederum waren Turner so verärgert, dass sie später einen anderen Turn- und Spielverein gründeten. Dieser neugegründete Verein gehörte zu den „wilden Vereinen“. So nannte man damals diejenigen Turnvereine, die sich nicht der Deutschen Turnerschaft und deren strengem Reglement unterwerfen wollten. Sie wollten unabhängig bleiben und neben Turnen Sportarten betreiben, die ihnen gefielen, wie Ringen, „Pyramidenbau“, Stemmen, Schlagball und natürlich auch Turnen. Viele dieser Sportvereine lebten nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr auf, und auch der Bürriger “wilde Turnverein“ überstand den Krieg 1914-1918 nur wenige Jahre.
Fussball im Turnverein
(aus Scherer: Hochburg des Sports)
Die Turner waren von der überragenden Bedeutung ihres Sports in ethischer und auch medizinischer Hinsicht so überzeugt, „dass sie einer wenig vorteilhaft beleumundeten Sportart den Einbruch in ihre Hegeharmonie unmöglich erlauben konnten.“
Die fortschreitende Industrialisierung führte in Wiesdorf und Bürrig zu einem rasanten Bevölkerungswachstum, so auch im damaligen Bürriger Ortsteil Küppersteg. Das mag ein Grund gewesen sein, dass Mitglieder des Turn-Vereins Bürrig 1887, die im Berech Küppersteg wohnten, im Jahre 1914 an der Gründung des Turnvereins “Jahn Küppersteg“ beteiligt waren. Josef Schultes, Sohn eines Mitbegründers von Jahn Küppersteg, meint, dass bei dem Wechsel vom TVB 1887 zum neuen Küppersteger Verein auch konfessionelle Gründe eine Rolle gespielt haben, denn der Anteil der evangelischen Mitbürger an der Gesamtbevölkerung nahm langsam aber stetig zu. So wurde schon kurz vor der Jahrhundertwende durch den Zuzug von evangelischen Industriearbeitern im bis dahin rein katholischen Bürrig ein neuer „Schulsaal“ erforderlich. Seine Errichtung „am Schafstall“ beschloss der Bürriger Gemeinderat bereits im Jahre 1896.
Fussball / Schlagball
Die Fußballmannschaft des TVB 1887 war recht erfolgreich.
Das gleiche wird von der Schlagballmannschaft berichtet, die ebenfalls lange vor dem Ersten Weltkrieg gegründet worden war. Für die Schlagballspieler „galt es als besondere Ehre, stets im Endspiel mitmachen zu dürfen“.
Erster Weltkrieg
Die 20er Jahre
Der Jünglingsverein unterhielt keine eigene Sportabteilung. Seine Mitglieder, die sich sportlich betätigen wollten, hatten das Recht, sich dem TVB 1887 anzuschließen.
Der Jünglingsverein entrichtete für diese Sportler laut Satzung auch die Beiträge. Dafür musste sich der TVB verpflichten, „während des Hochamtes und der Nachmittagskatechese keine Übungsspiele zu veranstalten“.
Diese Regelung kam schon vor dem Ersten Weltkrieg auf Initiative des Kaplans von Weschpfennig zustande. Sie wurde von der katholischen Jugend wie vom TVB 1887 als mustergültig empfunden. Da nach Ansicht des Jünglingsvereins tüchtige „katholische Männer dafür sorgten, dass die religiöse Belange der Jugend in erster Linie berücksichtigt wurden“, war das Zusammenwirken dieser beiden Vereine auch das denkbar beste. Eine Schlagballmannschaft des Jünglingsvereins spielte im TVB 1887 unter dem Wappen „Schwarzer Adler“ gegen die besten Mannschaften der Gegend und trug zu einem großen Teil mit dazu bei, den TVB bekannt zu machen.
Bei den überregionalen Sportorganisationen herrschte in den zwanziger Jahren ein heilloses Durcheinander. Es gab einerseits zahlreiche Neugründungen – u.a. 1920 die Deutsche Jugendkraft (DJK) als Zusammenschluss der katholischen Sportjugend, 1921 folgte mit dem „Eichenkreuz“ die evangelische Jugend, und 1922 wurde die jüdische „Aktion Schild“ ins Leben gerufen.
Die deutsche Turnerschaft spaltete sich aber andererseits in Turner und Nichtturner. Karl Adolf Scherer schreibt in seinem Buch „Hochburg des Sports“: „Die Unfähigkeit der Deutschen Turnerschaft, Leichtathleten, Boxer und Handballspieler in ihren Reihen gleichberechtigt zu integrieren, war traditionsbedingt… Der Erste Weltkrieg und seine in allen Lebensbereichen zu spürenden Folgen hatten ganz einfach die Ideologie der Deutschen Turnerschaft überholt. Für den Kaiser konnte nicht mehr geturnt werden, und für das Vaterland stritten mittlerweile andere Sportarten. Der Führungsanspruch der DT erlosch.“
Einen Aufschwung erlebte die Sportbegeisterung der deutschen Jugend durch die Hoffnung, nach dem Ausschluss 1920 und 1924 bereits im Jahre 1928 wieder an den Olympischen Spielen in Amsterdam teilnehmen zu dürfen. Eine entsprechende sportliche Aufrüstungskampagne des deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen verfehlte ihre stimulierende Wirkung nicht. Diese Aktion kann auch an Bürrig nicht spurlos vorübergegangen sein, wenn man die ernormen Leistungen Bürriger Leichtathleten in den Jahren zwischen 1925 und 1934 betrachtet.